Als „Grüne Dame“ im Einsatz für Patienten

Angelika Sautter

„Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass es das in einem Krankenhaus noch gibt.“ Die Patientin des Diakonie-Krankenhauses in Marburg Wehrda ist überrascht, als sie während ihres Krankenhausaufenthalts unangekündigten Besuch bekommt. Angelika Sautter hat sich ihr vorgestellt und auf Wunsch der Patientin an ihr Bett gesetzt, ihr lange zugehört und – nach Rücksprache – mit ihr gebetet. „Das hat mir so gut getan“, resümiert die Patientin und bedankt sich herzlich für den ehrenamtlichen Besuchsdienst.

Angelika Sautter arbeitete viele Jahre als engagierte Deutsch-, Englisch- und Religionslehrerin. Als sie im Juni 2011 ihre berufliche Laufbahn beendete, war für sie klar: „Von jetzt an die Hände in den Schoß legen und sich nur noch um sich selber drehen – das tust du dir und anderen nicht an.“ Sie wollte ihre frei gewordene Zeit sinnvoll füllen und informierte sich im Beratungszentrum der Freiwilligenagentur in Marburg über mögliche Ehrenämter. Direkt fasziniert war sie vom Konzept der „Grünen Damen und Herren“. Das sind Menschen, die kranke, alte und einsame Menschen in Kliniken und Altenheimen besuchen und begleiten. Ihre Markenzeichen: Grüne Kittel und Mitmenschlichkeit.

Angelika Sautter vereinbarte zeitnah ein Gespräch mit dem damals für die Grünen Damen und Herren am Diakonie-Krankenhaus Wehrda zuständigen Krankenhausseelsorger und begann kurz darauf mit ihrem Besuchsdienst. Das war im Juli 2011 – die „Gründe Dame“ besucht also seit fast eineinhalb Jahrzehnten an einem Vormittag in der Woche Patientinnen und Patienten auf zwei Stationen des DKH. 

Wie sie – so, wie „Grüne Damen und Herren“ bundesweit – diese Besuche konkret gestaltet, bespricht sie immer ganz individuell. „Die Patienten entscheiden, worüber sie sprechen möchten. Dabei gestatten sie mir teilweise in großem Vertrauen einen Blick in ihr Leben, weil sie spüren, dass sie in ihrer oft notvollen Lebenssituation von mir gesehen, ernst genommen und wertgeschätzt werden“, sagt Angelika Sautter. Die ehemalige Lehrerin nimmt sich vor allem Zeit für Gespräche mit den Patientinnen und Patienten, die das wünschen. 

Während der Pandemie konnte der Besuchsdienst nicht stattfinden und leider ist der Kreis der Grünen Damen und Herren dadurch auch sehr geschrumpft. „Derzeit bin ich die einzige ehrenamtliche Mitarbeiterin am DKH, obwohl es inzwischen keine Pandemie bedingten Einschränkungen mehr gibt“, sagt sie etwas traurig. Denn der Bedarf bei den Patientinnen und Patienten ist durchaus da, das spürt die engagierte Pensionärin immer wieder. Sie schätzt das generell positive Arbeitsklima am DKH und das gute Miteinander trotz zunehmend schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen.

Umgekehrt wird der ehrenamtliche Einsatz von Angelika Sautter vonseiten der Verantwortlichen im Krankenhaus als sehr positiv wahrgenommen. Schwester Esther Hotel, Krankenhaus-Seelsorgerin am DKH, weiß um die wohltuende Wirkung, die von Besuchen ausgeht: „Als Diakonie-Krankenhaus ist es uns wichtig, dass wir allen Patientinnen und Patienten, die dafür offen sind, das Angebot machen können, in einem geschützten und vertraulichen Rahmen über ihre Sorgen und Nöte zu sprechen. Wir sind sehr dankbar, dass Angelika Sautter schon so viele Jahre hier ehrenamtlich aktiv ist, ein offenes Ohr hat und - wo es gewünscht wird - mit den Patientinnen und Patienten betet.“

Die „Grüne Dame“ möchte ihr Ehrenamt am DKH gerne weiterführen, so lange sie kann. Aber sie hofft, dass sich in absehbarer Zeit wieder weitere engagierte Leute finden, die zu den Grünen Damen und Herren am DKH dazu stoßen: „Ich wünsche mir, dass sich mehr Menschen bereit erklären, den Patienten zu begegnen, ihnen zuzuhören, für sie da zu sein und sich auf ihre Fragen und Unsicherheiten, auf Hilflosigkeit und vielleicht auch Ängste einzulassen.“ 

Gebraucht werden Ehrenamtliche wie Angelika Sautter in jedem Fall. 

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