Zwei Schwestern am selben Tag operiert

Professor Jan Schmitt (von links) hat die Schwestern Anna Mahr und Brigitte Kollo am selben Tag operiert.

Es war eine glückliche Fügung des Schicksals, welche die beiden Schwestern Brigitte Kollo und Anna Mahr ins DGD Diakonie-Krankenhaus Wehrda führte. Schon lange litten beide unter schmerzenden Gelenken, besuchten nur durch Zufall gemeinsam die Sprechstunde der Orthopädie. Ein Segen für die Schwestern, die beide dann auch noch am selben Tag von Professor Jan Schmitt, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, operiert werden konnten. So kam es zu diesem Riesenzufall mit glücklichem Ausgang.

Die Stimmung ist blendend im Patientenzimmer von Brigitte Kollo (73) und Anna Mahr (68). Es wird viel gelacht bei den Frauen aus Rauischholzhausen. Beide wurden am selben Tag von Professor Jan Schmitt, dem Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie am DGD Diakonie-Krankenhaus Wehrda, operiert. Das Besondere daran: Die Seniorinnen sind Schwestern. „Das habe ich in knapp 30 Jahren auch noch nicht erlebt“, sagt er schmunzelnd. „Einmal hatte ich Eheleute, die gemeinsam in die Sprechstunde kamen. Aber die habe ich nicht am selben Tag operiert.“ Wie kam es also bei den Schwestern dazu?

„Dazu muss ich ein wenig ausholen“, erzählt Brigitte Kollo. „Ich war im Sommer mit einigen Freundinnen in Holland unterwegs. Die liefen dermaßen los, dass ich kaum hinterherkam – denn ich hatte starke Schmerzen im rechten Knie.“ Eine der Freundinnen habe gesagt, dass Brigitte Kollo nun dringend etwas unternehmen müsse, denn so könne es ja im wahrsten Sinne des Wortes nicht weitergehen. In der Tat hatte die 73-Jährige schon seit Jahren Probleme mit ihrem Knie und litt unter Schmerzen. „Aber ich habe eine Behandlung immer vor mir hergeschoben, weil ich Angst hatte“, gesteht sie.

Ein guter Rat von der Freundin

Die Freundin vermutete, dass Brigitte Kollo auch diesmal wieder nichts unternehmen würde. „Sie sagte mir, dass Professor Schmitt, der sie erfolgreich operiert hatte, nach Wehrda ans Krankenhaus wechsele – sie hat so von ihm geschwärmt“, erzählt Kollo. Die Freundin habe ihr gesagt, dass sie bereits einen Termin bei dem Orthopädie-Chefarzt habe, den sie aber nicht mehr benötige. „Also wollte sie im Krankenhaus anrufen, ihren Termin absagen und mich dafür anmelden.“ Die Seniorin gibt zu: „Ich habe gedacht, mach du mal – die werden dir was husten.“ Aber nur eine Woche später saß Brigitte Kollo bei Schmitt zur Voruntersuchung in der Sprechstunde. „Er hatte erst kurze Zeit vorher im Diakonie-Krankenhaus begonnen, und die Technik hatte noch ein wenig Startschwierigkeiten“, erinnert sich die Patientin. Also bekam sie einen Folgetermin kurze Zeit später.

Das rief ihre Schwester Anna Mahr auf den Plan. Denn: Auch sie hatte schon seit Jahren Schmerzen, jedoch in der linken Hüfte. „Ich habe immer gesagt, wenn ich einen Termin hätte, würde ich freiwillig auf den OP-Tisch springen“, sagt sie. Folglich ging sie gemeinsam mit ihrer älteren Schwester in die Sprechstunde, „natürlich nur als Begleitung“, wie sie augenzwinkernd sagt. Relativ schnell war klar: Das Knie von Brigitte Kollo war mittlerweile so stark geschädigt, dass ein Ersatz hermusste. Und trotz der anstehenden Operation „war die Stimmung gut: Wir hatten beide sofort einen guten Draht zu Professor Schmitt und flachsten ein wenig rum. Also habe ich zu ihm gesagt, dass ich ja nur mitgekommen bin um zu sehen, ob er mir für eine Hüft-OP sympathisch genug ist“, sagt Anna Mahr.

Den Ball nahm der Mediziner sofort auf: Er untersuchte die zweite Schwester direkt – und kam zu dem Ergebnis, dass ihre Mobilität schon sehr stark eingeschränkt sei. „Ich war vorbereitet und hatte meine MRT-Bilder digital dabei“, sagt die 68-Jährige lachend. Sie hatte bis dahin ebenfalls eine Schmerz-Odyssee und zahlreiche Untersuchungen mit – auch falschen – Diagnosen wie etwa „Schleimbeutelentzündung“ und dem Tipp „einfach mal etwas mehr Fahrrad zu fahren“ hinter sich. Doch für Anna Mahr stand fest: Es muss etwas Schlimmeres vorliegen. Denn: „Ich habe einen Hund und bin mit dem jeden Tag so um die zehn Kilometer spazieren gegangen.“ Diese Strecke wurde aber aufgrund der zunehmenden Schmerzen kontinuierlich kürzer. Als sie dann bei einem weiteren MRT-Termin im Frühjahr die Diagnose „starke Arthrose“ bekam, hatte sie Gewissheit. Somit war der Termin bei Professor Jan Schmitt „ein Glücksgriff“, wie sie sagt.

„Wir könnten uns ja eigentlich ein Paar Krücken teilen"

Der Orthopäde fackelte nicht lange, schickte beide Schwestern zum Röntgen, studierte derweil die mitgebrachten MRT-Aufnahmen – und organisierte für die Geschwister direkt einen gemeinsamen Operationstermin. „Das ging unfassbar schnell“, erinnert sich Brigitte Kollo. „Wir hatten noch am selben Tag einen Termin beim Sozialdienst im Krankenhaus, bekamen dann für die Zeit nach der Operation ein Doppelzimmer – und auch die anschließende Reha wurde schon in die Wege geleitet. Das war ja fast wie im Reisebüro“, schmunzelt sie. Und lobt im gleichen Atemzug den Service und die Freundlichkeit des Personals im „Marburger Krankenhaus mit Herz“. Rechtes Knie und linke Hüfte – „wir könnten uns ja eigentlich ein Paar Krücken teilen und uns gegenseitig stützen“, scherzen die Beiden. 

Eine knappe Woche nach der Operation fühlen sich beide Schwestern recht wohl. Zu dem Zeitpunkt dürfen beide bereits aufstehen, „es wird von Tag zu Tag besser, die Schmerzen halten sich in Grenzen“, freuen sie sich. Auch, wenn Brigitte Kollo zugeben muss: „Meine Schwester ist fitter. Aber sie ist ja auch jünger.“ 

Und was sagt der Mediziner? Ist er mit dem Verlauf zufrieden? „Absolut“, sagt Professor Jan Schmitt, „es gab keine Auffälligkeiten, alles lief genau so, wie ich es anhand der Bilder erwartet hatte.“ Auch der Heilungsprozess verlaufe hervorragend. 

Frühzeitig auf Warnzeichen des Körpers achten

Schmitt weiß aber auch: „Die Leidensgeschichten von beiden Frauen sind absolut symptomatisch.“ Die Warnzeichen des Verschleißes würden lange Zeit ignoriert, die Bewegung und Mobilität immer weiter eingeschränkt. 

„Viele Patienten, die zu mir in die Sprechstunde kommen, stehen meist schon an der Schwelle zur Operation, weil sie zu lange gewartet haben.“ Häufig hätten sie auch bereits zahlreiche konventionelle Behandlungsmethoden hinter sich, „von Akupunktur bis zu Hyaluron- oder Kortisonspritzen“, sagt er. Der Chefarzt verdeutlicht: „Viele Patienten sagen nach der Operation, dass sie diese schon viel eher hätten angehen sollen. Aber: Das hätten sie ja nicht getan, weil die Beschwerden noch halbwegs erträglich waren.“ Wenn aber „das andere Knie oder die zweite Hüfte Probleme bereiten, dann kommen sie meist früher – weil sie wissen, dass es eine schnelle Linderung gibt.“ Sein Rat: „Wenn der Patient merkt, dass die Einschränkungen der Lebensqualität sehr hoch sind, dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen – und nicht, wenn es der Arzt oder das Röntgenbild sagen.“

Die Schwestern schauen indes optimistisch in die Zukunft. „Ich möchte kommendes Jahr gerne eine Wein-Schifffahrt auf der Mosel unternehmen“, sagt Brigitte Kollo, „und dann die Ausflüge schmerzfrei erleben“. Und Anna Mahr freut sich darauf, „mit meinem Hund endlich wieder lange Strecken zu gehen. Denn zum Schluss war maximal noch ein Kilometer möglich.“ Doch zunächst geht es für weitere Fortschritte in die Reha. „Da haben wir aber Einzelzimmer.“ Wieso das? War die gemeinsame Woche so schlimm? „Nein!“, beteuern sie fröhlich. „Aber dort gibt es keine Doppelzimmer.“ Immerhin: Die Schwestern haben nebeneinanderliegende Zimmer – mit Verbindungstür.

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