Neuer Chefarzt ist in Wehrda ein alter Bekannter

Michel André Bott, Chefarzt Innere Medizin

Michel André Bott ist seit 1. Oktober neuer Chefarzt der Abteilung Innere Medizin am DGD Diakonie-Krankenhaus Wehrda – er kehrt nach gut vier Jahren an seine alte Wirkungsstätte zurück

Wenn ein neuer Chefarzt in einem Krankenhaus beginnt, ist dies immer mit einem gewissen Maß an Aufregung verbunden: Wie ist er wohl, der Neue? Was hat er mit seiner Abteilung vor? Und was kommt auf das Personal zu? Doch schon bevor Michel André Bott am 1. Oktober seinen neuen Posten als Chefarzt für Innere Medizin am DGD Diakonie-Krankenhaus Wehrda angetreten hat, war das anders, wie Krankenhaus-Geschäftsführer Sebastian Spies sagt: „Es gab schon eine gewisse Aufregung“, gibt er zu, „aber vor allem gab es eines: Eine riesengroße Freude, dass Michel André Bott nun in dieser neuen Position zu uns zurückkommt.“

Diese Emotionen ziehen sich durch das ganze Haus. Szenenwechsel: Foto-Shooting auf dem Krankenhausflur. Zwei Mitarbeiterinnen eilen freudestrahlend auf ihren künftigen Chefarzt zu. „Wie schön, dass du wieder da bist, wir freuen uns so auf dich!“, so die Beiden. Und bei dem Mediziner ist diese Freude ebenfalls zu spüren.

Es ist also klar: Michel André Bott ist „Wiederholungstäter“, wie er selbst lachend sagt. Denn: „Mein erster Arbeitstag am Diakonie-Krankenhaus war der 2. Januar 2006.“ Damals begann er seine allgemeine internistische Ausbildung am „Marburger Krankenhaus mit Herz“. Zuvor hatte Bott bereits eine Ausbildung zum Krankenpfleger in der Universitätsstadt absolviert, die er 1998 mit dem Examen abschloss. Diese Arbeit in der Pflege war es auch, die das Interesse an der Medizin in ihm weckte. Gekommen wäre es jedoch beinahe ganz anders, wie der neue Chefarzt schmunzelnd erzählt: „Nach dem Abitur wollte ich eigentlich gar nicht studieren, sondern Kfz-Mechaniker werden.“ Denn in seinem Heimatort Breitscheid „bin ich quasi in einer Spedition aufgewachsen, habe immer schon in der Werkstatt geholfen – das war toll.“ 

Doch absolvierte Michel André Bott zunächst seinen Zivildienst in einem Seniorenheim. „Damit hat sich alles geändert, die Arbeit hat mir sehr viel Freude bereitet.“ Bott entschloss sich zur Krankenpfleger-Ausbildung. Mit dieser reifte die Erkenntnis: „Krankenpfleger sind sehr vielseitig und extrem gut ausgebildet. Doch die Verantwortung trägt letztlich der Arzt. Und diese Verantwortung für die mir anvertrauten Patienten wollte ich selbst tragen.“ Dies war der Hauptgrund für die Entscheidung, Medizin zu studieren – gepaart mit dem Wunsch, noch tiefer in die Medizin einzusteigen. Und mit einem Plan für den „Späteinsteiger“: „Für meine Frau, die bereits auf Lehramt studierte, und mich stand fest: Mit 30 Jahren will ich mit allem fertig sein.“ Das hat geklappt. Obwohl „wir während des Studiums mit unseren zwei heute bereits erwachsenen Kindern beschenkt wurden“. 

Nach dem Studium stand für Michel André Bott fest: Er wollte allgemein internistisch ausgebildet werden. Warum? „Weil ich davon überzeugt bin, dass die Patienten extrem davon profitieren, wenn der Internist Einblicke in jeden Fachbereich hat und so Symptome besser einschätzen und für die Diagnose zusammenführen kann.“ Diese allgemein-internistische Ausbildung zu bekommen, war ein nicht ganz leichtes Unterfangen. Doch gab es die Möglichkeit in Wehrda, wo Botts Bewerbung angenommen wurde. Die Familie verlegte ihren Lebensmittelpunkt 2006 also nach Marburg. „Ich erlernte unter meinem Mentor Dr. Walter Gleichmann und Chefarzt Dr. Steffen Lamparter die Koloskopie ebenso, wie ich auch an diagnostischen Herzkathetern und der Intensivmedizin mitwirken konnte“, erläutert der 49-Jährige. Bott war seit 2012 leitender Oberarzt und Vertreter des Chefarzts  – mit den Schwerpunkten im Ultraschall inklusive der Interventionen, in der Endoskopie und der Intensivmedizin. Und: „Ich war auch für die Ausbildung der Studierenden zuständig. Neben der Versorgung der Patienten hängt daran mein Herz – und ich freue mich sehr darauf, diesen Faden wieder aufzunehmen.“

Warum hat der Internist 2020 das Diakonie-Krankenhaus Wehrda verlassen? „Ich komme ja vom Dorf, und eine Vorstellung von mir als Arzt war es auch, als Internist auf dem Land zu arbeiten. Doch zuvor wollte ich mindestens zehn Jahre lang Erfahrungen in einer Klinik sammeln, um top-ausgebildet zu sein.“ Aus den zehn Jahren wurden einige mehr, „und das Krankenhaus zu verlassen ist mir nicht leicht gefallen“, gibt Bott im Rückblick zu. Doch wollte er seinen damaligen Wunsch auch nicht ad acta legen. Er stieg in eine Praxis im Marburger Umland ein, „es war in der Pandemie eine herausfordernde, aber auch gute Zeit. Doch das Bauchgefühl, das war nicht richtig – ich habe die Klinik vermisst, auch wenn mir meine Patientinnen und Patienten in den vergangenen knapp viereinhalb Jahren sehr ans Herz gewachsen sind. Es hat mich als Arzt auch geprägt und bereichert, Menschen intensiv über einen längeren Zeitraum begleiten zu dürfen“. 

Im November 2023 wurde Bott zur Verabschiedung von Dr. Elisabeth List-Hellwig eingeladen – der Chefärztin der Radiologie in Wehrda. Es gab viele Gespräche mit ehemaligen und neuen Kollegen – und die Info, dass die Chefarzt-Stelle der Inneren vakant werde. „Der Spirit, der durch das Krankenhaus wehte, hatte sich in den vier Jahren meines Weggangs zum noch Positiveren gewendet. Und mir war klar: Da will ich weiter daran mitwirken“, sagt Michel André Bott. Der Wunsch war auch der Tatsache geschuldet, „dass ich gemerkt habe: Unter Sebastian Spies stellt sich das Diakonie-Krankenhaus für die Zukunft sehr gut neu auf.“ Der Ausgang ist bekannt: Seit 1. Oktober ist Bott der neue Chefarzt der Inneren Medizin. 

Er verdeutlicht: „Der Slogan, Euer Marburger Krankenhaus mit Herz‘ spricht auch mir aus dem Herzen. Denn er beschreibt sehr gut, was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, aber nicht immer so gelebt wird: Der jeweilige Patient soll sich sicher sein, dass sein Behandler komplett mit dem Herzen und den Gedanken bei ihm ist. Er soll sich wohl fühlen und gleichzeitig merken, dass die Behandlung, die er erhält, medizinisch auf höchstem Niveau ist.“ Zu einer Heilung trage zudem der „Wohlfühlfaktor“ bei – „eng damit verbunden ist auch, dass sich das Personal wohlfühlt“. Dazu will Michel André Bott beitragen, indem er auch die jungen Ärzte, die in den Beruf starten, begleitet, „um in der Medizin und im Umgang mit den uns anvertrauten Patienten zu wachsen“.

Übrigens, sein erster Berufswunsch lässt den Mediziner auch heute nicht los: „Ich entspanne gerne beim Schrauben an alten Motorrädern“, sagt er schmunzelnd. Derzeit bringt er eine alte Moto Guzzi in seiner Garage auf Vordermann. Auch der Trial-Sport, bei dem leichte Gelände-Motorräder Hindernisse aller Art bewältigen, gehört zu seinen Hobbys, „die körperliche Herausforderung ist ein gutes Training“. Und am Wochenende genießt Bott gemeinsam mit seiner Frau und dem Flat Coated Retriever „lange, ausgedehnte Spaziergänge durch die heimischen Wälder“. Gerade der Weg von seinem Wohnort zum Diakonie-Krankenhaus sei wunderschön. „Den werde ich künftig häufig mit dem E-Mountainbike zurücklegen“, ist sich der 49-Jährige sicher. „Denn das ist nicht nur der schnellste Weg – sondern, er macht auch jede Menge Spaß.“